Meine, deine oder gemeinsame Werte?

Welche gemeinsamen Werte sind die Fundamente unseres Zusammenlebens?
Welcher Stellenwert kommt gemeinsamen Werten im gesellschaftspolitischen Diskurs zu?
Wie kann der Fokus mehr auf „unsere“ anstatt auf „deine“ oder „meine“ Werte gelenkt werden?

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Dr. Michael Ludwig (SPÖ)

Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien

In Wien haben alle Menschen, die hier leben und wohnen, Rechte und Pflichten – ganz unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Geschlecht und ihrem Alter. Unsere Stadt ist traditionell von Zuwanderung geprägt und hat von der gesellschaftlichen Vielfalt, die sich daraus ergeben hat, im Laufe der Jahrhunderte sowohl kulturell als auch wirtschaftlich profitiert. Wien hebt sich durch den gegenseitigen Respekt und die Atmosphäre des Miteinanders von anderen – gesichtslosen – Metropolen ab und setzt mit einer aktiv gestaltenden Integrationspolitik auf Zusammenhalt.

So bietet die Stadt Wien allen Menschen, die Unterstützung brauchen, maßgeschneiderte Integrationsmaßnahmen an – besonders jetzt in der Corona-Krise, die ja vulnerable Gruppen ungleich härter trifft. Deshalb stehen die Integrationsabteilung der Stadt Wien und ihre geförderten Vereine in engem Informationsaustausch mit der zugewanderten Bevölkerung und ihren Organisationen. Sie dienen als direkte Ansprechpersonen, um schnell Aktuelles zu den COVID-19-Verordnungen in der jeweiligen Herkunftssprache zu vermitteln.

Denn unser Ziel ist, dass jede neue Wienerin und jeder neue Wiener rasch auf eigenen Beinen stehen kann und die Möglichkeit erhält, einen Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Stadt zu leisten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „Österreichischen Integrationsgipfels 2021“ viel Erfolg! Möge das diesjährige Motto dieser so wichtigen Plattform für Themen wie Integration, Migration und Teilhabe unser aller Denken und Handeln bestimmen: „Zukunft gelingt gemeinsam!“

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Dipl.-Ing. Harald „Harry“ Preuner (ÖVP)

Bürgermeister von Salzburg

In Artikel 1 der Österreichischen Bundesverfassung steht: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“

Bereits dieser erste Artikel der Verfassung bestimmt den Kurs unserer Grundwerte. Demokratische Werte wie Meinungs- und Religionsfreiheit, Solidarität, Toleranz, der Schutz von Minderheiten sowie der Schutz von Grund-, BürgerInnen- und Menschenrechten sind es, die das Fundament einer modernen demokratischen Gesellschaft, wie wir sie in Österreich haben, bilden. Sie sind grundlegend für ein gemeinsames Miteinander und ein respektvolles und wertschätzendes Zusammenleben.

Aus diesen Freiheiten und Werten entsteht aber auch viel Verantwortung – nicht nur für die EntscheidungsträgerInnen unserer Gesellschaft, sondern auch für jede/n einzelne/n BürgerIn. Gelebte Demokratie ist ein Geben und Nehmen. Ohne Toleranz und vor allem ohne Akzeptanz kann Demokratie nicht funktionieren. Diese Toleranz und diese Akzeptanz beginnen beim persönlichen Umgang und Austausch miteinander und gelten auch für die höchsten politischen Ebenen unserer Republik. Ein konstruktiver gesellschaftlicher Diskurs braucht Verständnis und Rücksichtnahme. Die Ansichten, Ideen und Meinungen aller BürgerInnen müssen angehört, toleriert und akzeptiert werden.

Mit unseren demokratischen Grund- und Freiheitsrechten sind wir Teil einer internationalen Wertegemeinschaft, die über die Staatsgrenzen hinweg all jene verbindet, die diese Werte respektieren, achten und teilen.

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Elke Kahr (KPÖ)

Bürgermeisterin von Graz

Gemeinsame Werte sind der Kitt einer funktionierenden Gesellschaft. Ohne dass es uns bewusst ist, haben wir viel mehr gemeinsame Werte, als manche oft zu erkennen glauben. Es hängt davon ab, wo man eben verstärkt hinschaut. Die Mehrheit der Mitglieder unserer Gesellschaft respektiert diese Werte auch. Leider wird in öffentlichen Diskussionen und in den Medien oft der Fokus auf die wenigen gelenkt, die gemeinsame Werte verletzen, sodass viele in Versuchung geraten, zu glauben, Menschen, die sich nicht an die Regeln halten, seien in unserer Gesellschaft oder in bestimmten migrantischen Gruppen die Mehrheit. Doch wir alle kennen und respektieren unsere gemeinsamen Werte ganz automatisch. Nicht umsonst ist es der Begriff der Menschenrechte, der den Kern fast aller religiösen und kulturellen Wertvorstellungen weltweit darstellt. Fast alle Staaten der Erde haben internationale Menschenrechtsabkommen ratifiziert. Das Recht auf Leben war zum Beispiel schon im alten Mesopotamien festgeschrieben.

Würden wir mehr auf das Gemeinsame und das Verbindende schauen, könnten wir uns als Gesellschaft mit wesentlich weniger Reibungsverlust weiterentwickeln und voneinander profitieren. Alle, die Verantwortung tragen, ob in der Bildung, in den Religionsgemeinschaften, in der Politik, in den Medien oder auch nur daheim in ihrer Rolle als Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel, können dazu beitragen, dass wir unseren Blick öfter auf das Gemeinsame lenken, auf „unsere“ Werte.

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Dr. Peter Kaiser (SPÖ)

Landeshauptmann von Kärnten

Gemeinsame Werte und gegenseitiger Respekt sind die Grundlage für unser Zusammenleben. Damit geben wir der Vielfalt Zusammenhalt. Unsere solidarische Gemeinschaft baut auf Werten wie Meinungsfreiheit, Rechten und Pflichten des Individuums in einer liberalen Demokratie, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und auf einem säkularen Staat, in dem Gesetze über religiösen Vorstellungen stehen, auf. Hinzu kommen Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Solidarität. Über alledem steht die Achtung der Menschenwürde als Basis unseres gesamten Handelns, die unantastbare Würde des Menschen. Die Menschenrechte verbinden die Werte aller Völker, unabhängig von Religion, Herkunft oder Weltanschauung.

Darüber hinaus gibt es auch persönliche Werte: Dinge, die uns persönlich im Leben wichtig sind. Sie werden stark vom privaten Umfeld beeinflusst, von der Familie, von FreundInnen und davon, wie wir aufgewachsen sind. Für eine funktionierende solidarische Gemeinschaft ist es wichtig, dass persönliche Vorstellungen nicht über unser gemeinsames Wertefundament gestellt werden. Daher kommt der Vermittlung von gemeinsamen Werten in der Integration eine besondere Bedeutung zu. „Gemeinsam in Kärnten“ ist der Titel des Integrationsleitbildes des Landes Kärnten, das im Jahr 2017 unter Mitwirkung von hunderten Menschen erstellt wurde und mit dem wir es uns u.a. auch zur Aufgabe gemacht haben, diese Wertevermittlung zu forcieren. Es geht darum, Begegnungen von geflüchteten, schutzsuchenden Menschen und Einheimischen zu fördern. Direkte Begegnungen helfen dabei, Vorurteile abzubauen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Denn unsere Werte, Regeln, Rechte und Pflichten sowie Prinzipien nicht nur zu kennen, sondern sie auch zu akzeptieren, zu respektieren und zu leben, sind unabdingbare Voraussetzungen.

 

Es geht darum, gegenseitig voneinander zu lernen. Nur wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen – mit Offenheit, Wertschätzung und gegenseitigem Respekt für Diversität –, können wir den gemeinsamen Weg erfolgreich beschreiten.

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Univ. Prof. Dr. Bauböck

Professor am Robert Schuman Centre des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz und Obmann der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Österreich ist ein demokratischer Rechtsstaat. Und dieser beruht auf Werten, die in seine Verfassung und politischen Institutionen eingeschrieben sind und von den Menschen in diesem Land gelebt werden müssen, um wirksam zu sein. Dazu gehören die Gleichheit vor dem Gesetz, allgemeine Freiheitsrechte, demokratische Beteiligung und Repräsentation, soziale Solidarität und der Respekt für Diversität. Keiner dieser Werte ist ein speziell österreichischer, der uns von anderen demokratischen Staaten unterscheidet. Diese Werte sind universell. Wer sie dazu benutzt, eine österreichische Identität zu konstruieren, der missbraucht sie und wer sie anderen abspricht, weil sie von anderswo kommen oder eine andere Religion haben, der verletzt diese Werte.

 

Österreich ist ein Land mit einer bestimmten Identität. Diese ist geprägt durch seine Geschichte, die nicht nur aus der Geschichte seiner Staatswerdung besteht, sondern auch aus den Lebensgeschichten seiner Bevölkerung. Einwanderung ist daher ein Teil der österreichischen Geschichte und verändert diese ständig, indem neue Herkünfte und Migrationsbiographien in sie einfließen. Das gleiche gilt für die österreichische Kultur und sogar für seine Sprache, in der laufend neue Wörter und Akzente auftauchen.

Die Grundwerte unserer Republik sind also keine österreichischen, sondern universelle. Und besondere österreichische Identität wird durch Einwanderung mitgestaltet und verändert. Wir sollten lernen, beides zu bejahen, aber auch auseinder zu halten.
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Dipl.Ing. Peter Mlczoch

Obmann des Vereins Grenzenlos St. Andrä-Wördern

Unsere Gesellschaft baut auf den Werten der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Dies trifft in der Praxis leider oftmals nicht zu. Daher gilt es, diese auch in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgelegten Rechte durchzusetzen.

Solidarität, Gleichheit vor dem Gesetz, Gerechtigkeit, Teilhabe an der Gesellschaft, Freiheit und Friede sind Teile der Fundamente unseres Zusammenlebens.

Sich auf „Mindeststandards“ wie demokratische Grundrechte zu einigen, kann die Spaltung der Gesellschaft zumindest bremsen.

Kunst und Kultur leisten oft einen kritischen Beitrag zur Überprüfung der eigenen Sichtweisen. Sensibilität und Empathie gehören in Schule und Gesellschaft gefördert. Führen wir viele Dialoge über konsensfähige gemeinsame Werte!

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Dr.in Helga Krismer

Vizebürgermeisterin von Baden, Fraktionsobfrau im niederösterreichischen Landtag Die Grünen

Wir erleben mit der Pandemie ein Wachstum jener Gruppe in der Gesellschaft, die sich vom Staat abwendet. Staatsverweigerung wird sowohl von der AfD in Deutschland als auch von der FPÖ in Österreich betrieben, weil labile Staatssysteme den Hunger von Populisten stillen und den Hunger nach mehr bedingen. Staaten, in denen StaatsbürgerInnen wenig Kenntnis über die Verfassung haben, nicht über das Prinzip der Gewaltentrennung (Regierung, Parlament, Justiz) Bescheid wissen und allen staatlichen Einrichtungen mit Skepsis begegnen, sind ein magerer Boden, um die europäischen Grundwerte erblühen zu lassen. Ich arbeite mit meiner ganzen Kraft gegen derartige Bewegungen an und verlange im selben Atemzug, dass wir uns alle in Österreich auf unsere verbrieften Grundwerte verständigen. Insofern gibt es die gemeinsamen Werte. Jene Werte, die sonst noch eine Person ausmachen, sind persönliche Werte, solange sie nicht im Widerspruch zu unseren gemeinsamen Werten stehen. Wer stets Kulturunterschiede ins Treffen führt, will nicht sehen, dass die Angriffe auf die gemeinsamen Werte von vielen Seiten kommen und in aller Schärfe abgewehrt werden müssen.

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Dr. Livinus Nwoha

Obmann des Vereins IKEMBA

Wenn von den „Werten unserer Gesellschaft“ gesprochen wird, was genau ist dann gemeint? Wer genau ist einer Gesellschaft zuzuschreiben? Ist nicht jemand, der seit 20 Jahren in Österreich lebt, Teil dieser Gesellschaft? Bedeutet das aber auch, dass diese Person auch die „Werte unserer Gesellschaft“ teilt? Davon ist nicht grundsätzlich auszugehen. Dennoch wird gerade in der aktuellen Integrationsarbeit sehr stark auf die Vermittlung von Werten gesetzt, insbesondere auf Demokratie, Meinungsfreiheit, Gewaltfreiheit und Rechtsstaatlichkeit. Eine Person, die unser Demokratieverständnis nicht teilt, gilt somit auch nicht als integriert. Die Frage ist jedoch, ob wir ÖsterreicherInnen überhaupt noch das „richtige“ Verständnis von Demokratie haben. Die aktuellen politischen Entwicklungen lassen Zweifel daran laut werden. Leben wir die Meinungsfreiheit überhaupt noch oder wurden wir in manchen Bereichen längst mundtot gemacht? Hat man bei uns nicht auch nur so lange das Recht auf Meinungsfreiheit, solange es nicht für irgendjemanden unbequem wird? Jemanden mit Macht? Auch unsere Werte könnten überdacht werden. Man könnte meinen, dass unsere Gesellschaft von den Werten, die MigrantInnen mitbringen, auch etwas lernen könnte. Nicht alle Werte, die von anderen Kulturen mitgebracht werden, sind schlecht. Eine Pluralität an Werten kann auch dabei helfen, neue Lösungen zu finden und in alle Richtungen zu denken. Doch dafür müssen die „fremden“ Werte respektiert und wertgeschätzt werden. Durch staatlich geregelte Maßnahmen wie „Wertevermittlung“ schiebt man dem jedoch einen Riegel vor. Anstatt zu reflektieren, wie die eigenen Werte durch die Werte von Menschen aus anderen Kulturkreisen gestärkt werden können, erklärt man das „Fremde“ grundsätzlich zu etwas, das bekämpft werden muss, zu etwas, das ersetzt werden muss – durch unsere Werte.

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Mag. Kemal Boztepe

Stv. Abteilungsleiter der MA 17 der Stadt Wien – Integration und Diversität

Gemeinsame Werte sind die Grundlage unseres Zusammenlebens. In der sogenannten „Wertedebatte“ braucht es daher weniger den Blick auf „deine“ oder „meine“ Werte, sondern den Fokus auf unsere gemeinsamen Werte. Denn diese bilden die Basis für jene solidarische und durch Humanismus, Internationalität, Pluralismus, soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Gleichberechtigung geprägte Gesellschaft, in der wir zusammenleben wollen. Es macht keinen Sinn, ständig von „Werten“ zu sprechen, welche die „Anderen“ erst „lernen“ müssen – als ob die „Anderen“ bisher ohne „Werte“ gelebt hätten. Eine inkludierende Begegnung auf Augenhöhe sollte nicht mit einer solchen Einstellung beginnen. ForscherInnen des Instituts für Soziologie der Universität Wien haben herausgefunden, welche Werte vielen ÖsterreicherInnen besonders wichtig sind. Unter den Top-3: Humanismus (90 %), Selbstbestimmung (89 %) und Universalismus (84 %). In der Frage, was für die Zukunft „wünschenswert“ ist, herrscht ebenfalls große Einigkeit: Extremismus aller Religionen unterbinden (80 %), Friede (78 %) und Bildung für alle (77 %).

Es sollte in der „Wertedebatte“ auch darum gehen, wie diese „gelebt“ werden bzw. wie wir diese mit Leben füllen. „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“ (EU-Vertrag, Art. 2.) Die gemeinsamen Werte sind hier klar festgelegt. Aber wie werden diese „gelebt“? Um das an einem Beispiel zu veranschaulichen: In Wien leben mehr als 23.000 Jugendliche ab 16 Jahren, die in Österreich auf die Welt gekommen, aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, jedoch nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. An den Gemeinderats- oder Nationalratswahlen dürfen sie nicht teilnehmen. Wie erklären wir diesen jungen Menschen den Grundwert der Demokratie? Wo bleibt also die „gelehrte“ und „gelebte“ Demokratie?

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Dr.in Bettina Vollath (SPÖ)

Abgeordnete zum Europäischen Parlament

Ich verstehe mich als Europäerin, also identifiziere ich mich auch mit den Werten der Europäischen Union. Die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte sind die Säulen, die unser aller Zusammenleben tragen. Wenn wir integrativ zusammenleben wollen, müssen wir diese Werte ernst nehmen. Bei Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Auffassungen müssen wir in einen Dialog treten und auch zu Kompromissen bereit sein – denn genau das stellt unsere Werte dar. Dieses gemeinschaftliche Denken sieht keine Spaltung zwischen „Mein“ und „Dein“ vor, sondern muss lösungsorientiert und progressiv gemeinsame Werte zum Ziel haben – so, wie es die Europäische Union als Wertegemeinschaft verkörpert. Dabei ist es wichtig, dass global gesehen nicht die Werte der mächtigen wie selbstverständlich auf alle Länder, Gemeinschaften und Minderheiten übertragen werden. Unsere Werte beruhen durch das Prinzip der Gleichheit darauf, auch die Werte, die sich möglicherweise von den eigenen abgrenzen, anzuerkennen. Für ein integratives Miteinander müssen wir einander zuhören und uns gegenseitig respektieren. Wir teilen den gleichen Boden, und so haben wir uns in der Europäischen Union vertraglich auf unsere gemeinsamen Werte geeinigt. Bei Streitigkeiten sollte somit nicht auf „deine“ oder „meine“ Werte verwiesen werden. Dank der Rechtsstaatlichkeit, auf der die EU beruht, sind die Mitgliedstaaten dafür verantwortlich, sich an die vereinbarten Regeln zu halten. EinzelkämpferInnen, die störrisch ihre eigenen Ideen durchsetzen wollen, haben den fruchtvollen Ertrag gemeinsamer Werte noch nicht verstanden.

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Mag. Harald Sonderegger (ÖVP)

Präsident des Vorarlberger Landtags

Unsere Gesellschaft baut auf einigen zentralen, gemeinsamen Grundwerten auf. Dazu gehören Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, die Achtung der Würde, Freiheit und Persönlichkeit jedes Menschen sowie die Wahrung der Menschenrechte, Gewaltfreiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Diese gemeinsamen Werte sind in der österreichischen Bundesverfassung, in der Europäischen Menschenrechtskonvention, in der EU-Grundrechtecharta, im Reformvertrag von Lissabon und in den Gesetzen des Bundes und der Länder festgeschrieben.

Auch wenn selbstverständlich jede und jeder Einzelne persönliche, manchmal tradierte oder kulturelle Wertvorstellungen und eigene Weltanschauungen hat, sind es ebendiese Grundwerte, für die wir gemeinsam eintreten müssen. Sie ermöglichen es uns, friedlich zusammenzuleben und uns ohne Angst vor Diskriminierung frei und individuell zu entfalten.

Im gesellschaftspolitischen Diskurs sind diese gemeinsamen Werte die Voraussetzung und die Grundlage dafür, dass wir miteinander reden anstatt aneinander vorbeizureden und so demokratische Entscheidungen ermöglichen. Sie sind das Fundament, auf dem wir unsere künftige Gesellschaft fort- und weiterentwickeln wollen: eine solidarische Gesellschaft mit vielfältigem kulturellen Kapital, in der nicht alle gleicher Herkunft, aber alle gleich viel wert sind, in der alle die gleichen Rechte und Pflichten, aber auch die gleichen Chancen haben.

Dieses Ziel können wir nur gesamtgesellschaftlich erreichen, indem wir diese gemeinsamen Werte immer wieder benennen, sie in den Mittelpunkt stellen, einfordern und vorleben und vor allem deren gesellschaftlichen Mehrwert sichtbar machen. Nur gemeinsam schaffen wir ein Bewusstsein für diese Werte und Achtsamkeit im Umgang mit ihnen.

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Peter Kraus, BSc

Stadtrat und Landessprecher, Die Grünen Wien

Wien hat sich dank der Zuwanderung von jungen Frauen und Männern in den vergangenen 30 Jahren von einer überalternden und schrumpfenden Stadt in eine junge, wachsende Metropole verwandelt: So lautet eines der Kernergebnisse des Wiener Integrationsmonitors 2020. Heute bekennt sich Wien als Menschenrechtsstadt und als weltoffene Stadt, dient als Sitz zahlreicher internationaler Organisationen und NGOs und ist ein wichtiger Standort in der globalisierten Welt.

Diversität prägt die Bevölkerung Wiens. Rund ein Drittel aller Menschen, die in Wien leben, haben keine österreichische Staatsbürgerschaft. Die Hälfte der Bevölkerung im Alter von 25 bis 44 Jahren hat eine Migrationsbiografie. Unabhängig von ihrer Herkunft sind alle Menschen, die in Wien leben, Wienerinnen und Wiener.

Obwohl uns manche nach Herkunft, Hautfarbe oder sexueller Orientierung einteilen wollen, sind wir alle ein Teil der Gesamtgesellschaft Wiens. Statt also zwischen „meiner“ und „deiner“ Gesellschaft mit „meinen“ und „deinen“ Werten zu differenzieren, sollten wir von „unserer Gesellschaft“ mit „unseren Werten“ sprechen.

Wir sollten in all unserer Unterschiedlichkeit daran arbeiten, dass Wien eine Stadt bleibt, in der wir alle gleichberechtigt sind und die gleichen Chancen haben – egal, woher wir kommen, wie wir aussehen oder wen wir lieben. Wien ist für uns alle unser Zuhause: eine weltoffene, progressive und inklusive Stadt, auf die wir gemeinsam stolz sein können.

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MR Mag. Michael Girardi

Stellvertretender Sektionsleiter und Abteilungsleiter in Vertretung des Bundeskanzleramtes sowie der Bundesministerin für Familie, Frauen, Jugend und Integration

Die Akzeptanz und die Verinnerlichung der europäischen bzw. österreichischen Wertebasis sind Voraussetzungen für einen erfolgreichen Integrationsprozess in Österreich. Neben den strukturellen Faktoren der Integration wie dem Erlernen der deutschen Sprache sowie der Integration in den Arbeitsmarkt spielt dabei auch das emotionale Zugehörigkeitsgefühl eine wesentliche Rolle. Die Grundwerte unserer Gesellschaft, die sich aus unserer Bundesverfassung ableiten, sind nicht verhandelbar, sondern der Boden, auf dem Integration stattfinden kann. Eine starke gemeinsame Wertebasis ist umso wichtiger, je vielfältiger sich eine von Migration geprägte Gemeinschaft zusammensetzt. Die laut Integrationsgesetz vorgesehenen Werte- und Orientierungskurse liefern eine erste Stütze, um die Grundwerte und -regeln der österreichischen Gesellschaft kennenzulernen. Diese Kurse haben sich in den vergangenen Jahren bewährt und werden nun zu 24-Stunden-Formaten ausgebaut.

Vor allem bietet freiwilliges Engagement Migrantinnen und Migranten die Möglichkeit, sich in Österreich einzubringen, verbessert und verfestigt zugleich ihre Deutschkenntnisse, baut Netzwerke auf und ermöglicht, erste praktische Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt zu sammeln. Daher steht das Thema Ehrenamt im Zentrum dieses Ausbaus. Die Vermittlung gemeinsamer Werte erfolgt jedoch nicht nur in Kursen, sondern auch im täglichen Miteinander. Deshalb ist es wichtig, dass Zuwanderinnen und Zuwanderer nicht unter sich bleiben, sondern am öffentlichen Leben in Österreich teilnehmen und die Chancen, die Österreich bietet, auch wahrnehmen.

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Michael Ritsch

Bürgermeister von Bregenz, SPÖ

Was ist denn eigentlich „typisch österreichisch“? Typisch österreichisch bedeutet für mich, dass Menschen Nachnamen wie Alaba oder Arnautović haben und als Österreicher für Österreich Tore schießen. Typisch österreichisch bedeutet für mich, dass immer dann, wenn es wirklich darauf ankommt, Menschen füreinander da sind und nicht fragen, warum. Österreich ist ein Zuwanderungsland: Das ist ein Fakt und darauf können wir sehr stolz sein. Integration ist der Schlüssel zu einem funktionierenden Miteinander – ein Geben und ein Nehmen. Die Erfolgsgeschichte Österreich wäre ohne Zuwanderung und Integration nicht dieselbe.

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Mag.a Dr.in Katharina Brizic

Universität Freiburg

Demokratie bedeutet, dass alle Teile einer Gesellschaft die Möglichkeit und die Kompetenz haben, an ihrer Gestaltung teilzunehmen und mitzuwirken – und mit „Gestaltung“ meine ich nicht nur die Gestaltung der Gegenwart, sondern auch das Planen der Zukunft und das Erinnern an die Vergangenheit. All das schöpfen wir aus unserer familiären, kollektiven und individuellen Geschichte, an die wir uns jeweils unterschiedlich erinnern, verbunden mit unterschiedlichen Sprachen, Orten und Menschen. Um daraus ein gemeinsames Ganzes zu bauen, das kommunikativ, streitlustig und immer auch respektvoll ist, müssen all unsere Stimmen, all unsere Geschichten und Sprachen zu Wort kommen und Gehör finden. Erst auf dieser Grundlage kann sich ein gemeinsamer diskursiver Raum bilden, der auch in Krisen hält, der auch Streit aushält und dem soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt wirklich etwas bedeuten.

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Mag.a Dr.in Ewa Ernst-Dziedzic

Nationalratsabgeordnete und Sprecherin der Grünen für Außenpolitik, Migration, LGBTIQ und Menschenrechte

Unsere europäische Gesellschaft ist vielfältig. Umso wichtiger ist ein starkes, verbindendes Wertefundament. Unsere postmoderne europäische Gesellschaft steht auf dem Wertefundament der Aufklärung. Als überzeugte Humanistin und Demokratin sehe ich in meiner täglichen Arbeit Menschen, die diese Werte in sich tragen und in vielen Vereinen und Organisationen für Gleichberechtigung und eine freie wie solidarische Gesellschaft eintreten.

Wir stehen vor gesellschaftlichen Herausforderungen, die sich nur mit einer Haltung, in deren Fokus die Menschenrechte stehen, bewältigen lassen. Im öffentlichen Diskurs liegt der Fokus leider viel zu häufig auf dem Dogma wirtschaftlicher Interessen. Dabei werden Ausbeutung und spalterische wie trennende Tendenzen in Kauf genommen. Ich halte das für gefährlich und plädiere in meiner Arbeit dafür, die verbindenden Werte wieder in den Vordergrund zu rücken.

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Mag. (FH) Andrea Klambauer

Salzburger Landesrätin, NEOS

Unsere zunehmend kulturell vielfältige Gesellschaft stellt uns vor die Frage, welche gemeinsamen Werte wir teilen müssen, damit unser Zusammenleben gut gelingt. Es geht dabei um die ideellen Grundlagen des Gemeinwesens: Welche Werte und Prinzipien sollen das Fundament unserer Gesellschaft bilden? Unbestritten sind die Menschenrechte eine solche gemeinsame Basis. Es geht dabei um die Würde des Menschen, die unantastbar ist. Unbestritten sind auch das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Es geht um die Gleichberechtigung von Mann und Frau und darum, dass niemand wegen seiner Herkunft, Rasse, Sprache oder seines Glaubens benachteiligt werden darf. Wir achten die Freiheit: Dies umfasst die Kunst und die Wissenschaft genauso wie den eigenen Glauben. Die Freiheit prägt viele unserer Grundwerte, sei es in Bezug auf Meinungsfreiheit, Pressefreiheit oder Versammlungsfreiheit. Und genauso gehört zum Menschsein dazu, dass wir unsere Individualität gegenseitig achten und dennoch soziale Wesen sind, die sich auf andere einlassen.

Wie kann ein konstruktiver Umgang aller gesellschaftlichen Gruppen mit jener Wertevielfalt aussehen, die für unsere demokratische Gesellschaft prägend ist? Es ist eine Suche nach einem Miteinander, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Religion und Kultur friedlich miteinander leben. Das erfordert von uns, unsere eigenen kulturellen Prägungen regelmäßig zu hinterfragen und auch die Werte anderer Kulturen als positiven Einfluss erleben zu können.

Auch wenn wir immer wieder die Abgrenzungs- und Spaltungstendenzen in unserer Gesellschaft deutlich erleben und immer wieder bewusst dagegenhalten müssen, so zeigt sich doch, dass wir als Gesellschaft fest in der Demokratie verankert sind, dass wir offen, tatkräftig und stark sind und dass jede und jeder Einzelne die Richtung prägt, in die sich unsere Gesellschaft verändert. Ich hoffe, hin zu demokratisch und tolerant gelebter Vielfalt.

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Niki Kunrath

Abgeordneter zum Wiener Landtag, Mitglied des Wiener Gemeinderats und Menschenrechtssprecher der Grünen Wien

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ So lautet der erste Satz aus Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die am 10. Dezember 1948 verkündet wurde. In Österreich ist die Menschenwürde in Artikel 1 der Bundesverfassung als Grundwert verankert. Für Zuwandernde bedeuten „unsere“ Grundwerte nicht nur Rechte und Freiheiten, sondern sie sind auch Gegenstand eines Gelöbnisses und einer Prüfung: Im Rahmen der Verleihung der Staatsbürgerschaft ist ein Gelöbnis abzulegen, in dem sich die oder der neue StaatsbürgerIn „zu den Grundwerten eines europäischen demokratischen Staates und seiner Gesellschaft bekennt“. Bevor es jedoch überhaupt zur Verleihung kommt, sind einige Hürden zu überwinden. Eine davon ist die sogenannte „Integrationsprüfung“.

Doch was sind eigentlich „unsere österreichischen Grundwerte“? In den Lernunterlagen zu dieser Prüfung findet sich der Begriff „Werte“ nur in der Einleitung. Einer dieser Werte ist die Menschenwürde, die wie folgt beschrieben wird: „Der Wert aller Menschen ist gleich und alle Menschen haben bestimmte Rechte, die ihnen niemand wegnehmen kann und darf. Dies gilt unabhängig von der Herkunft eines Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Sprache, sozialer Stellung, sexueller Orientierung, Staatsbürgerschaft, politischen und sonstigen Anschauungen. (…) Menschenwürde ist also keine besondere oder zusätzliche Eigenschaft, Menschenwürde haben wir alleine dadurch, dass wir Menschen sind.“ (BMI, Mein Österreich, 2020)

Doch wie gleich sind die Menschen wirklich? Für viele, die sich zu „unseren Werten“ bekennen „wollen“, diese erlernen müssen und bereit sind, zu geloben, tun sich scheinbar unüberwindbare – zum Beispiel finanzielle – Hürden auf. Ohne die Staatsbürgerschaft ergeben sich oftmals weitere Hürden, da vieles – man denke nur an das Wahlrecht oder den Zugang zu bestimmten Sozialleistungen – an die Staatsbürgerschaft gekoppelt ist.

Wie Bertolt Brecht es bereits 1940/41 ausgedrückt hat: „Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“ (Bertolt Brecht, Flüchtlingsgespräche, 1940/41)

Zusammengefasst: Jeder Mensch ist gleich viel wert. Meine, deine und unsere gemeinsamen Werte sind selbstverständlich immer die gleichen.

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Mag. Dr. Petra Herczeg

Senior Lecturer und stellvertretende Studienprogrammleiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, Autorin des ORF

Auf welchen gemeinsamen Werten baut unsere Gesellschaft auf?


„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 ist das Fundament, auf dem sich Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrem Geschlecht oder auch ihrer Position in der Gesellschaft begegnen und miteinander leben können sollten. Würde und die Anerkennung der Anderen ist notwendig, denn ohne die Anerkennung des Anderen können weder soziale Wertschätzung noch Achtung in der Gesellschaft erzielt werden. Um Zugehörigkeit(en) entwickeln zu können, müssen Möglichkeiten zur Partizipation geschaffen werden. Es geht um das Bemühen um Teilhabe und Solidarität und darum, dass das Zusammenleben in einem gemeinsam geteilten Werterahmen, der sich an den demokratischen Grundprinzipien orientiert, möglich ist.

Solidarität basiert auf gemeinsamer Wertschätzung. Individuelle Freiheit kann sich nur dann entwickeln, wenn sich Menschen frei und sicher entfalten können. Die menschliche Würde ist nicht an Bedingungen geknüpft. Sie kann niemandem genommen werden, außer durch Terror, Gewalt und andere Menschenrechtsverletzungen. Würde ist eines der ethisch mächtigsten Wirkprinzipien unserer Zeit und die Summe möglicher Werte ist im Würdebegriff enthalten. Menschliches Handeln ist an der menschlichen Würde zu messen, denn ohne humanitäres Bewusstsein kann keine demokratisch ausgerichtete Gesellschaft erhalten bzw. weiter ausgebaut werden. Um Fragen der sozialen Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu fördern, geht es um das Einstehen für die Anderen, unabhängig vom jeweiligen Lebenskontext – so wie es Habermas 1996 gefordert hat – und darum, dass Menschen erkennen, dass wechselseitige Anerkennung eine zivilisatorische Leistung ist, die unumgänglich ist, um ein gutes Leben führen zu können.

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Mag.a Alexandra Köck

ZEBRA

Gemeinsame Werte sind das Fundament einer solidarischen Gesellschaft. Sie sind das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses und tragen dazu bei, dass gesellschaftliches Handeln möglich wird. Ein einfaches Dokumentieren gemeinsamer Werte ist jedoch nicht ausreichend, damit eine solidarische Gesellschaft gelebt wird. Vielmehr müssen gemeinsame Werte Tag für Tag gelebt werden, um wirksam zu werden. Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich eine neue Existenz aufbauen, stehen vor vielen Herausforderungen, die sie meistern müssen. An den tatsächlichen Taten kann dann ein gemeinsamer Wertekanon gemessen werden: Was bedeutet „Gleiche Chancen am Bildungs- und Arbeitsmarkt“? Was bedeutet, dass das Recht vom Volk ausgeht? Und was bedeutet die Gleichstellung von Frauen und Männern?

Diese genannten Werte stehen exemplarisch für einen verbindlichen Wertekanon, der in Österreich Gültigkeit hat. Doch es wird nur gelingen, dass Menschen, die sich ein neues Leben in Österreich aufbauen, diesen Wertekanon kennenlernen, wenn er von der Mehrheit der österreichischen Gesellschaft täglich gelebt wird – also dann, wenn Menschen mit Migrationsgeschichte sichtbar in öffentlichen Stellen arbeiten, wenn Frauen tatsächlich für die gleiche Arbeit genau so wie Männer entlohnt werden oder wenn Bildungsbiografien nicht mehr an die Kinder vererbt werden.

Somit lässt sich folgendes Fazit ableiten: Ein gemeinsamer Wertekanon als Basis für eine solidarische Gesellschaft lebt von jeder und jedem Einzelnen und wird nur durch das Handeln WERTvoll für die Gemeinschaft.