Der dritte Österreichische Integrationsgipfel startete pünktlich am Freitag, den 17. Dezember und wurde von dem Vorstandsvorsitzenden der Neuen Organisationen mit einer Rede eröffnet. Hier die ganze Rede im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ob mit oder ohne sogenannten Migrationshintergrund!
Integration und Teilhabe sind und bleiben die Kernideen unserer Zeit. Denn Österreich ist ein vielfältiges Land, geprägt von Menschen mit internationaler Geschichte. Gerade die heutigen Krisen zeigen immer wieder auf, wie wichtig es ist, einer nachhaltigen, strategischen Integration und Partizipation den Weg zu ebnen. Denn das „System Österreich“ funktioniert nur unter Einbindung aller Akteurinnen und Akteure in die Gesellschaft.
So weit die Theorie. In der Praxis schaut es leider immer noch anders aus. Ich gebe Ihnen gleich ein Beispiel dazu: Wir werden im Rahmen des heurigen Integrationsgipfels zum ersten Mal einen „Wiener Integrationsindex“ vorstellen. Wir haben dazu knapp über 100 Wiener Organisationen zu ihrer Integrationsfähigkeit befragt beziehungsweise selbst bewertet. Es ging dabei um Führungspositionen, um Mehrsprachigkeit, um eigene Integrationsprojekte oder die Unterstützung anderer Integrationsprojekte bis hin zur richtigen Schreibweise von Namen auf ihrer Homepage. Die Idee hinter dem Index ist, die Institutionen und Organisationen einer bunten Stadt, in der mittlerweile fast die Mehrheit aller Menschen einen Migrationshintergrund hat, zukunftsfit zu machen und ihre interkulturellen Kompetenzen sowie ihre Öffnung zu stärken. Denn wir – und damit meine ich auch die Neuen Österreichischen Organisationen – sollten Vielfalt nicht nur predigen, sondern auch leben.
Und was passiert jetzt? Wir werden fast täglich von links, von rechts und von der Mitte angegriffen. Jetzt sind viele verwundert. Aber im Grunde genommen machen wir genau das, was in unseren Statuten steht, und genau das, weshalb wir heute hier versammelt sind: Wir fördern die Integration sowie die gesellschaftliche Teilhabe von Migrantinnen und Migranten in Österreich. Und das tun wir auch, indem wir bequeme und unbequeme Fragen stellen. Dabei entstehen manchmal Konflikte, aber das ist gut so! Denn diese sind auch ein Zeichen dafür, dass die Integration in Wien und in Österreich funktioniert. Und genau das machen die Ergebnisse des Integrationsindex deutlich. Was gar nicht oder viel weniger gut funktioniert, ist die gesellschaftliche Teilhabe – und zwar nicht nur in Wien, sondern – und da bin ich mir ziemlich sicher – auch in anderen Bundesländern. Diese Teilhabe sollten wir dringend fördern und fordern. Nicht, weil wir Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten hassen oder lieb haben, sondern aus einem ganz einfachen, pragmatischen Grund: weil wir damit eine gute und friedliche Zukunft für uns und unsere Kinder sichern.
Lassen Sie mich an dieser Stelle den deutschen Soziologen Aladin El-Mafaalani zitieren: „Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als stünden solche Debatten für Spaltungsprozesse. Aber es ist genau das Gegenteil von Spaltung, sondern sie stehen für ein Zusammenwachsen. Sich näherzukommen, zusammenzuwachsen und miteinander zu diskutieren, das kann auch ein schmerzhafter Prozess sein. Aber dafür gibt es nun Kontakt, wechselseitiges Interesse und Austausch. Und das bedeutet für mich Integration“, sagt El-Mafaalani.
Und gerade deshalb haben wir uns, meine sehr geehrten Damen und Herren, heute hier versammelt. Um diesen schmerzhaften Prozess gemeinsam zu starten, um auf Augenhöhe über verschiedene Interessen und Ansichten zu reden und um immer wieder zu versuchen, dabei einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Und apropos gemeinsamer Nenner: Wir haben Anfang Oktober den Politischen Rat der Neuen Organisationen gegründet – mit dem Ziel, im Jahr 2022 mit Vertreterinnen und Vertretern aller Parlamentsparteien das Positionspapier „Integration.Österreich“ zu präsentieren. Dieses stellt den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Parteien zum Thema Integration dar. Und damit die Organisationen und Institutionen auch wissen, was es braucht, damit Integration und Teilhabe besser funktionieren, haben wir den ExpertInnenrat M.I.T. ins Leben gerufen, im Rahmen dessen sich 35 Mitglieder in vier Arbeitsgruppen ehrenamtlich engagieren. Die Arbeitsgruppen „Bildung“ und „Gesundheit“ haben bereits ihre Maßnahmenvorschläge präsentiert. Nach dem Gipfel werden die Arbeitsgruppen „Arbeit“ sowie „Teilhabe“ folgen.
Und last, but not least: Wir haben heuer die erste Konferenz junger Musliminnen und Muslime ins Leben gerufen, weil wir unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern islamischen Glaubens im Rahmen des Integrationsgipfels eine Stimme geben wollen und weil wir – und das ist auch gleichzeitig eine österreichische Premiere – einen innermuslimischen Dialog, auch zu heiklen Themen, initiieren und fördern wollen. Die Ergebnisse der Konferenz werden am dritten Tag des Gipfels von den Neuen Organisationen gemeinsam mit unseren Freundinnen und Freunden vom Qamar Magazin präsentiert. Wie Sie merken, haben wir vieles schon umgesetzt, aber auch noch viel vor.
Liebe Freundinnen und Freunde!
Beim Integrationsgipfel geht es nicht um links, Mitte oder rechts. Es geht nicht um Regierung oder Opposition und auch nicht nur um zwei Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit internationaler Geschichte. Es geht um alle Menschen in diesem Land, denn die Themen Migration, Integration und Teilhabe betreffen uns alle, weil wir alle nur eine, nämlich eine gemeinsame Zukunft haben. Aus diesem Grund haben wir vor einem Jahr die Neuen Österreichischen Organisationen gegründet und unsere Ziele vorgestellt. Einerseits geht es darum, die Integration und die gesellschaftliche Teilhabe von Migrantinnen und Migranten aktiv zu fördern, aber – und das ist nicht weniger wichtig – es geht auch darum, die Probleme innerhalb der migrantischen Community offen und auf Augenhöhe anzusprechen.
Es gibt sehr viele Fragen, auf die wir nur gemeinsam gute Antworten finden können. Deswegen haben wir uns auch heuer dazu entschlossen, im Rahmen des Integrationsgipfels vier wichtige Schwerpunktthemen zu behandeln. Dazu haben wir mehr als 100 Integrationsakteurinnen und -akteure um ihre Expertise gebeten. Und dazu haben wir heute, am Montag und am Dienstag wertvolle Beiträge, Vorträge und Diskussionen für Sie vorbereitet.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen der Neuen Österreichischen Organisationen bei all jenen herzlichst bedanken, die unsere Arbeit unterstützen und den Österreichischen Integrationsgipfel trotz der besonderen Umstände ermöglicht haben.
Mein großer Dank gilt der Arbeiterkammer Wien und ihrer Präsidentin Renate Anderl sowie der Stadt Wien und dem Wiener Vize-Bürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr. Ohne ihre Unterstützung wäre der Integrationsgipfel nicht machbar gewesen. Und ohne ihren Mut, uns auch konstruktive Kritik zu ermöglichen, wäre der Gipfel zwar machbar gewesen, aber er hätte keinen Sinn gehabt.
Für die technische Unterstützung, das Streaming und die Studio-Fernsehübertragung möchte ich mich bei unseren Freundinnen und Freunden von OKTO bedanken. Ich danke auch unseren Medienpartnerinnen und -partnern: Kosmo, Yeni Vatan Gazetesi und Bum Magazine.
Für die großartige Arbeit möchte ich mich auch bei meinem Team bedanken. Danke, Juliette, Judith, Sophia, Diego, Johanna, Cristina und David.
Großer Dank geht an alle, die heute präsentieren, moderieren und diskutieren werden, und an alle, die heute im Homeoffice oder woanders am Integrationsgipfel teilnehmen.
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Wir freuen uns darauf, uns mit Ihnen gemeinsam im Rahmen des „Österreichischen Integrationsgipfels – Zukunft gelingt gemeinsam“ darüber auszutauschen, was sich bewährt hat, was weiterentwickelt werden kann und was Gegenstand künftiger Integrationsförderung sein sollte.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Foto: Michael Mazohl