Arbeitsmarkt nach Corona: Chancen und Potenziale

Vor welchen Herausforderungen am Arbeitsmarkt stehen MigrantInnen nach der
Pandemie? Wie kann negativen Auswirkungen entgegengewirkt werden? Welche Rolle spielen Vielfältigkeit und Mehrsprachigkeit am Arbeitsmarkt im Allgemeinen? Wie können Integration und Diversität am Arbeitsplatz gefördert und gefordert werden?

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Dr. Johannes Kopf

LL.M., AMS-Österreich-Vorstand

Etwas mehr als jede fünfte Person auf dem österreichischen Arbeitsmarkt hat keine österreichische Staatsbürgerschaft. MigrantInnen stellen also eine relevante Gruppe dar.

Die Arbeitslosenquote von Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit ist fast doppelt so hoch wie jene von inländischen Personen (Oktober 2021: 9,4% vs. 5,6%) – und dieser Unterschied wird größer. Während die Arbeitslosigkeit inklusive SchulungsteilnehmerInnen von inländischen Personen im Vergleich zwischen November 2021 und November 2019 bereits mit –4,9% unter dem Vorkrisenniveau gelegen ist, war die Arbeitslosigkeit von MigrantInnen in diesem Zeitraum nach wie vor steigend (+7,4%). MigrantInnen sind vielfach in Branchen mit zum Teil hohem Arbeitslosigkeitsrisiko und in von der Pandemie stark betroffenen Branchen (z.B. Tourismus), aber auch in aktuell besonders systemrelevanten Branchen (Gesundheits- und Sozialwesen) tätig.

Das AMS verfolgt eine nachhaltige Integrationsstrategie, um diesen Personen mittelfristig eine stabile Beschäftigung auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dazu ist es notwendig, vorhandene Qualifikationen zu nutzen und nicht nur den Spracherwerb zu fördern, sondern auch die richtigen Qualifizierungsangebote zu machen, damit die Erfordernisse des österreichischen Arbeitsmarktes erfüllt werden können.

Aufgrund der Internationalisierung und der Globalisierung erhöhen Fremdsprachenkenntnisse im Allgemeinen die Arbeitsmarktchancen. Sprachen verbinden Menschen, stärken das interkulturelle Verständnis, ermöglichen grenzüberschreitende Unternehmensbeziehungen, sichern die Wettbewerbsfähigkeit von international agierenden Unternehmen sowie der Wirtschaft eines Landes und spielen eine wesentliche Rolle bei der Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit sowie der Mobilität.

Diversität am Arbeitsplatz fördert Kreativität und Innovation, da die Mitarbeitenden ihre unterschiedlichen Hintergründe, Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Um eine vielfältige Belegschaft bestmöglich zu unterstützen, braucht es Bewusstsein und Kenntnisse der Führungskräfte, die Verwendung einer integrativen Sprache, das regelmäßige Einholen von Feedback der Mitarbeitenden, einen Austausch zu Diversity-Themen – idealerweise einen Good-Practice-Austausch – und die Vernetzung zwischen den Mitarbeitenden. Darüber hinaus stellen Mentoring-Programme ein gutes Werkzeug zur Weiterentwicklung der einzelnen Mitarbeitenden dar.

kaiser

Dr. Peter Kaiser (SPÖ)

Landeshauptmann von Kärnten

Der Kärntner Arbeitsmarkt ist gut aus der Krise gekommen. In unserem Bundesland konnten wir in den vergangenen Monaten sogar Rekordbeschäftigungsstände verzeichnen. Während der Pandemie mit ihren Lockdowns haben viele Personen die Zeit genutzt, um sich sprachlich und in ihrer Qualifikation weiterzubilden. Der Arbeitskräftemangel begünstigt die Arbeitsmarktintegration zusätzlich.

Für den Arbeitsmarkt ist Diversität von ebenso entscheidender Bedeutung wie gesamtgesellschaftlich. In einer globalisierten Welt sind Mehrsprachigkeit und Vielfalt essenziell, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dabei lautet die Devise „Fördern statt nur zu fordern“. Daher ist es notwendig, aufgeschlossene, zukunftsorientierte UnternehmerInnen, die sich engagiert in das Thema einbringen und vorleben, wie Integration und Diversität funktionieren, vorzustellen. Vorbilder, die aus Erfahrung sprechen, leisten unbezahlbare Überzeugungsarbeit.

In Kärnten wurden über die Corona-Joboffensive des AMS neben einer Vielzahl an Qualifizierungsmaßnahmen unter anderem auch Deutschkurse finanziert. Besonders hervorzuheben ist das vom Land Kärnten kofinanzierte ESF-Projekt „A:Life 2.0 – Asyl & Lehre in Kärnten“ der Diakonie de La Tour. „A:Life 2.0“ steht für Asyl und Lehre in Kärnten bzw. eine angebotene Perspektive zur Erwerbsintegration – vor allem in die ansässige Industrie und den Tourismus – mittels Vorqualifikation und Lehrstellenvermittlung sowie parallel und anschließend stattfindender sozialpädagogischer Begleitung.

Eine weitere Maßnahme ist „bildungsgutschein.deutsch“, deren Ziel es ist, in Kärnten lebende Personen mit geringen oder mittleren Sprachkenntnissen beim Erwerb der deutschen Sprache zu unterstützen und einen Anreiz zum Abschluss anerkannter Nachweise (ÖIF-zertifizierte Deutschprüfungen) zu schaffen. Dies unterstützt neben der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration sowie dem daraus folgenden Verständnis umfassender System- und Wertekenntnisse auch die raschere arbeitsmarktpolitische Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern.

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Mag. Matthias Stadler (SPÖ)

Bürgermeister von St. Pölten

Schon vor der Pandemie hatten wir in Österreich einen stark nach Herkunft segregierten Arbeitsmarkt. Durch die Pandemie hat sich das noch verstärkt. Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete trifft das auf zweierlei Ebenen: Einerseits sind sie von Corona-bedingter Arbeitslosigkeit häufiger betroffen, weil sie in sehr stark beeinträchtigten Branchen wie Gastronomie und Tourismus überrepräsentiert sind. Gleichzeitig arbeiten viele Menschen mit Migrationshintergrund in systemerhaltenden Berufen wie der Pflege, dem Lebensmitteleinzelhandel und bei Liefer- oder Reinigungsdiensten. Sie haben unser System auch während der Lockdowns am Laufen gehalten.

Nach der Pandemie sollte Österreich wieder an die größtenteils erfolgreiche Integrationspolitik anknüpfen und gleichzeitig Lehren aus der Krise ziehen. Mehr Wertschätzung und ein besserer Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund wären dabei logische Konsequenzen. Denn Österreich verdankt seinen Eingewanderten überaus viel: von der wirtschaftlichen Höchstleistung durch die sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter v.a. in den 1960er- und 1970er-Jahren bis hin zu ihrem Beitrag bei der Bewältigung der aktuellen Krise.

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Peter Hanke

Wiener Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke, SPÖ

Trotz der Coronakrise entwickelt sich der Wiener Arbeitsmarkt in einigen Branchen erfolgreich weiter, was sich auch in einem neuen Beschäftigtenrekord im Oktober dieses Jahres niedergeschlagen hat. Gleichzeitig ist die Zahl der WienerInnen in Arbeitslosigkeit und Schulungen den Sommer über kontinuierlich gesunken, sodass sie im Oktober 2021 nur mehr leicht über dem Niveau von Oktober 2019 lag. Unabhängig von der Pandemie gibt es in einigen Branchen – insbesondere in der IT, in der Pflege und im Handel – einen Fachkräftebedarf, was wiederum enorme Chancen für ArbeitnehmerInnen bietet. Um eine erfolgreiche Karriere zu forcieren, ist eine fundierte Berufsausbildung wie eine Lehre, eine schulische oder eine universitäre Ausbildung vonnöten. Stark ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und eine hohe soziale Kompetenz sind dabei das „Add-on“. Gering qualifizierte ArbeitnehmerInnen, Arbeitsuchende über 50 Jahren und Langzeitarbeitslose hingegen haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Deshalb bietet die Stadt Wien durch den waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) verschiedenste Unterstützungsmaßnahmen für ebendiese Gruppe an, um Bildungsabschlüsse nachzuholen und sich besser qualifiziert auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren.

So werden neben umfangreicher Beratung auch Weiterbildungen oder das Nachholen eines Berufsabschlusses finanziell gefördert. Der Stadt Wien ist es auch ein besonderes Anliegen, die Chancen der WienerInnen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu fördern. Informationen dazu gibt es unter 0800/86 86 86 bzw. auf www.waff.at.

Obwohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt noch zu spüren sind, bieten dynamische Wirtschaftsbereiche und aktuelle Entwicklungen jedoch auch große Möglichkeiten für ArbeitnehmerInnen: Die Stadt Wien wird in den kommenden beiden Jahren 2,8 Mrd. Euro in den Klimaschutz investieren, um die Energiewende bis 2040 zu schaffen. Städtische Investitionen in der Höhe von 5,8 Mrd. Euro werden die Wirtschaft beleben. Grund genug, trotz der aktuellen Herausforderungen mutig und hoffnungsfroh in die Zukunft zu gehen.

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Elke Kahr (KPÖ)

Bürgermeisterin von Graz

Die Pandemie hat zahlreiche Beschäftigte quer durch alle Bevölkerungsgruppen in eine prekäre Situation gebracht: Viele haben ihre Arbeit verloren und mussten sich neu orientieren, viele waren in Kurzarbeit und mussten mit Einkommenseinbußen zurechtkommen. Viele ÖsterreicherInnen und MigrantInnen mussten als Selbstständige besondere Herausforderungen bewältigen, etwa im Handel, wo ihnen praktisch verboten wurde, Einkommen zu erzielen. Für MigrantInnen war die Situation oft deshalb besonders prekär, weil sie häufig in Branchen beschäftigt sind, in denen die Bezahlung ohnehin sehr schlecht ist (zum Beispiel im Handel, in der Gastronomie, …), sodass sie keine finanziellen Rücklagen bilden konnten – mit fatalen Folgen für die gesamte Existenz. Hier sind Gesetze wichtig, deren Gültigkeit über die Dauer der Pandemie hinausreicht, zum Beispiel Delogierungsverbote.

Vielfältigkeit und Mehrsprachigkeit sind auf dem Arbeitsmarkt wertvolle Ressourcen und in vielen Branchen, etwa im internationalen Handel und im Tourismus, ganz wesentlich für den Geschäftserfolg. Das weiß man nicht nur in vielen Betrieben, auch die Beschäftigten und Arbeitssuchenden sollten sich dessen bewusst und stolz auf ihre speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten sein. Mehr Diversität am Arbeitsplatz ist eine Folgeerscheinung gesellschaftlicher Akzeptanz und auf jeden Fall eine Bereicherung. Ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, führt zu mehr Kreativität und schneller zu einer Lösung. Eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung spielt auch hier die Bildung: einerseits die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung – eine Frage verantwortungsvoller Politik –, andererseits die Bildung in sämtlichen Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten über die Schulen bis hin zur Erwachsenenbildung. Lohndumping ist einer der Gründe, warum die Stammbelegschaft in vielen Betrieben die Beschäftigung von „AusländerInnen“ so sehr fürchtet und als Bedrohung empfindet. Gleichwertigkeit bedeutet auch gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit – ein Thema, das nicht nur bei der unterschiedlichen Entlohnung von Frauen und Männern gilt, sondern auch bei jener von Personen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität.

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Günther Platter (ÖVP)

Landeshauptmann von Tirol

Die Corona-Pandemie hatte weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Viele Menschen in unserem Land haben ihren Arbeitsplatz verloren, zahlreiche junge Menschen am Beginn ihres Berufslebens haben keine Ausbildungsstelle gefunden. Mit dem Modell der Kurzarbeit konnten jedoch schon in den herausforderndsten Phasen der Pandemie Jobs gesichert und Menschen in Beschäftigung gehalten werden.

Erfreulicherweise konnte sich der Wirtschaftsstandort schneller erholen, als es viele Prognosen vorausgesagt haben. So hat sich das Blatt mittlerweile sowohl in Österreich als auch in Tirol gewendet: Der Konjunkturmotor ist wieder in Schwung gekommen, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Und so konnten tausende Menschen eine neue Arbeitsstelle finden oder wieder in ihre alten Jobs zurückkehren. In Tirol herrscht de facto wieder Vollbeschäftigung. Gab es vergangenes Jahr noch zu wenige offen Stellen, suchen Unternehmen – vor allem im Tourismus, aber auch in vielen anderen Branchen – mittlerweile händeringend nach Fachpersonal.

Gerade im Tourismus sind Mehrsprachigkeit und Diversität gefragt. Internationale Gäste schätzen es, wenn ihre Muttersprache auch im Urlaub verstanden wird. Bereits jetzt sind viele Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen in den heimischen Tourismusunternehmen beschäftigt. Angesichts des steigenden Fachkräftemangels freuen sich Hotels, Restaurants, Lokale und viele mehr über zusätzliches qualifiziertes Personal.

Dies dient jedoch keineswegs nur den Unternehmen, sondern ermöglicht Migrantinnen und Migranten ein besseres Fußfassen in ihrer neuen Heimat. Frei nach dem Motto „Voneinander lernen“ können gleichzeitig auch einheimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Diversität profitieren und ihren Horizont erweitern. Am Ende wird durch die Beschäftigung eine Win-win-Situation erreicht, von der sowohl Arbeitssuchende als auch Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren.

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Mag. Thomas Stelzer

Landeshauptmann von Oberösterreich, ÖVP

Gelingende Integration erfordert, die Bedingungen für das Zusammenleben klar und verständlich zu vermitteln. Menschen, die nach Oberösterreich kommen, um hier ein neues Leben zu beginnen, sollen sich auch unserer Gesellschaft zugehörig fühlen können. Dazu zählen das Einhalten von Regeln, das Erlernen der Sprache und die Bereitschaft zur Integration. Sonst laufen wir Gefahr, dass Parallelgesellschaften unser Zusammenleben gefährden.

Im Sinne des Integrationsleitbildes des Landes Oberösterreich steht eine aktive Integrationsarbeit im Sinne von Inklusion, dem Schaffen entsprechender Rahmenbedingungen, klaren und verbindlichen Regeln und der Gestaltung des Zusammenlebens auf regionaler und kommunaler Ebene im Mittelpunkt. Schlüsselfaktoren sind unter anderem das Bekenntnis zur gemeinsamen Sprache Deutsch, das Bemühen um Selbsterhaltung und die Teilhabe am Arbeitsmarkt sowie das Bekenntnis zu unseren Werten und Traditionen.

Unser Zusammenleben muss sicher und stabil, fair und sozial sein. Dazu müssen die Integrationsangebote zielgerichtet und treffsicher gestaltet sein. Unser gemeinsames Ziel muss ein gutes Miteinander in Oberösterreich sein, kein Nebeneinander und schon gar kein Gegeneinander.

Die Coronakrise stellt auch die Integrationsarbeit vor enorme Herausforderungen. Auch diese Krise können wir nur durch ein Miteinander und durch Zusammenarbeit bewältigen.

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Markus Achleitner (ÖVP)

Wirtschaftslandesrat Oberösterreich

Menschen mit Migrationshintergrund sind Teil unserer Gesellschaft und vor allem auch eine wichtige und unverzichtbare Stütze unseres heimischen Arbeitsmarktes. Nach dem Pandemie-bedingten Einbruch erleben wir gerade in Oberösterreich einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der sich natürlich auch in einer großen Nachfrage nach Arbeitskräften widerspiegelt. Die Beschäftigtenzahlen erreichen ein Rekordniveau. Zugleich gibt es in Oberösterreich bereits fast so viele offene Stellen wie Arbeitslose.

Auf die große Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften gibt es nur eine Antwort: Qualifizierung. Nicht die Herkunft ist entscheidend, sondern die Qualifikation. Deshalb schaffen wir in Oberösterreich umfassende und vor allem auch bedarfsgerechte Qualifizierungsangebote. Wir wollen und müssen am Arbeitsmarkt alle Potenziale nutzen, insbesondere auch jene von Menschen mit Migrationshintergrund. Vielfalt und Mehrsprachigkeit sind gerade für die international agierenden oberösterreichischen Unternehmen eine große Chance. Umso wichtiger ist es, diese Zielgruppe erfolgreich am Arbeitsmarkt zu integrieren, was gleichzeitig der beste Weg zu einer gesellschaftlichen Integration ist.

Um die bestmögliche Qualifizierung und vor allem auch die Integration zu unterstützen, gibt es ein vielfältiges Angebot – vom Spracherwerb über interkulturelle Angebote, Orientierungsmöglichkeiten, Einzelberatung und Coachings bis hin zu klassischen Qualifizierungsmaßnahmen, deren Schwerpunkt insbesondere auf digitalen Fähigkeiten liegt.

Gut ausgebildete Menschen werden künftig der wichtigste Standortfaktor für die heimische Wirtschaft sein. Dabei wollen wir alle in Oberösterreich lebenden Menschen mitnehmen und jeder und jedem die Unterstützung geben, die sie oder er braucht, um einen Platz am Arbeitsmarkt zu finden.

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Dr.in Helga Krismer

Vizebürgermeisterin von Baden, Fraktionsobfrau im niederösterreichischen Landtag, Die Grünen

Wenn ich heute beantworten könnte, wann wir das Virus hinter uns gelassen haben werden, wäre ich eine Hellseherin. Was man jedoch am Arbeitsmarkt erkennt, ist, dass in Branchen mit Arbeitskräftemangel den Forderungen der ArbeitnehmerInnen stückweise nachgegeben wird. Das sind nicht immer Gehalts- bzw. Lohnforderungen: Für viele Menschen ist es aufgrund ihrer Familie, ihrer Hobbys, ihrer Weiterbildung oder ihres Lebensgefühls einfach wichtig, dass es eine Vier-Tage-Woche gibt. Der Handel und der Tourismus kommen massiv unter Druck und müssen sich daher bewegen. Was ich allen jungen Menschen mitgebe, ist, dass sie einen Handwerksberuf erlernen sollen. Es gibt bereits Prognosen dazu, wie viele HaustechnikerInnen es bis 2040 braucht, um Gas und Öl aus den Gebäuden zu bringen. Die Lehrplätze müssen rasch aufgestockt werden. Und: Der Notstand in den Pflegeberufen ist „amtlich“.

Auch hier werden bessere arbeitsbezogene Faktoren umzusetzen sein, um sozialen Berufen Wertigkeit zu verleihen. Was Homeoffice für Frauen betrifft, so rate ich allen, die Fürsorge für Familienmitglieder nicht vor die Karriere zu stellen. Wer in den Pausen bei einem Kaffee Beziehungen pflegt, wird eher aufsteigen als jene, die mehr zu Hause sind. Dass ich von UnternehmerInnen höre, dass sich Personen mit Migrationshintergrund trotz Lehrabschlussprüfung keine Führungsposition zutrauen, weist darauf hin, dass sich die Wirtschaft überlegen muss, Jugendlichen auch die für Führungskräfte notwendigen „Skills“ zu lehren. Ich sehe jedenfalls in den nächsten Jahren in vielen Berufszweigen gute Chancen, weil der hohe Bedarf an Arbeitskräften veränderte Rahmenbedingungen bewirken wird.

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Wolfgang Katzian

ÖGB-Präsident

Die Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Genauso wie viele Einheimische haben auch viele MigrantInnen aufgrund und in der Krise ihre Arbeit verloren. Oft hat sie die Pandemie aber besonders stark getroffen: Einige von ihnen wurden ohne Einhaltung der Kündigungsfristen entlassen, andere wurden in Kurzarbeit geschickt und waren somit von Einkommenseinbußen betroffen. Ein beachtlicher Teil der MigrantInnen hielt in ungesehenen und schlecht bezahlten Berufen das System am Laufen. Die größten Herausforderungen für die migrantischen Beschäftigten in Österreich sind nach der Pandemie einerseits, eine neue und krisensicherere Arbeitsstelle zu finden, und andererseits, den SystemerhalterInnen – u.a. den PflegerInnen, Reinigungs- und Sicherheitskräften – eine faire Entlohnung und anständige Arbeitsbedingungen zu verschaffen.

Es ist inakzeptabel, dass ArbeitgeberInnen bei guter konjunktureller Lage dankbar auf migrantische ArbeitnehmerInnen zurückgreifen und sich in Krisensituationen auf sie verlassen, aber keine Verantwortung übernehmen, wenn es um Arbeitsbedingungen und Lohn geht. Diesen negativen Entwicklungen kann man durch bestimmte Maßnahmen wie Weiterbildungsprogramme, Umschulungen und Deutschkurse sowie auf unbürokratischem Wege bei der Anerkennung des Studiums oder des ausgeübten Berufs entgegenwirken. Diese Maßnahmen können durch konkrete Beratungsstellen, soziale Einrichtungen und das AMS verstärkt werden. Der erste Schritt, um Integration und Diversität am Arbeitsplatz zu fördern, ist jedoch, MigrantInnen überhaupt in den Betrieben zu beschäftigen.

Dabei darf nicht vergessen werden: Migration ist eine Bereicherung für den Arbeitsmarkt. Migrantische KollegInnen bringen diverse Qualifikationen mit. In bestimmten Branchen ist etwa die Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil, zum Beispiel im Tourismus, in Beratungsstellen, in internationalen Einrichtungen oder im Sozialbereich. Die Qualifikationsvielfalt von MigrantInnen gehört daher anerkannt, gefördert und gefordert.

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Gerald Loacker

Abgeordneter zum Nationalrat und Sozialsprecher von NEOS sowie stellvertretender Klubobmann

Die ärgsten wirtschaftlichen Verwerfungen der COVID-19-Pandemie scheinen erst einmal überwunden. Wenn wir nun den Blick in die Zukunft richten, ist zumindest aus Sicht der Erwerbstätigen Optimismus angesagt: Noch nie waren beim AMS so viele offene Stellen gemeldet wie 2021. Jobchancen bieten sich in allen Qualifikationsstufen vom Pflichtschulabschluss aufwärts bis zur/zum AkademikerIn in sehr großer Zahl. Die gute Nachricht ist also: Wer Arbeit sucht, wird sie finden. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass jede und jeder seine Traumstelle bekommen kann. Aber die Ansage von Arbeitsminister Kocher, „Wir können jedem Langzeitarbeitslosen, jeder Langzeitarbeitslosen derzeit ein Angebot machen“, kann nur positiv stimmen.

Während noch vor der Coronakrise zu oft die Rede davon war, dass uns die Arbeit ausgehen könnte und wir deshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen bräuchten, haben sich diese Fantasien als Mumpitz entpuppt. Vielmehr entwickelt sich gerade das Gegenteil davon, nämlich ein veritabler Arbeitskräftemangel auf breiter Front. In den nächsten Jahren werden die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in den Ruhestand treten, während geburtenschwache Jahrgänge neu in den Arbeitsmarkt eintreten werden. Das wird die Suche der Unternehmen nach Arbeitskräften weiter verstärken und in der Folge die Verhandlungsposition der ArbeitnehmerInnen verbessern: Mehr Gehalt, bessere Benefits und flexiblere Arbeitszeiten werden leichter erreichbar sein, als wir das bisher gekannt haben.

Weil sich der bisherige Fachkräftemangel nun zu einem Arbeitskräftemangel in allen Qualifikationsstufen ausgewachsen hat, entsteht damit auch für alle Bildungsschichten die Chance, aus eigener Arbeitsleistung und mit selbst verdientem Geld ein eigenständiges Leben zu führen, frei von der Abhängigkeit von staatlichen Leistungen. Dieser Umstand trägt eine große Chance in sich: Mehr freie und selbstbestimmte Menschen können unserer Gesellschaft nur guttun.

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Mag.a Judith Pühringer

Stadträtin, Die Grünen Wien

Die Gesundheitskrise der Pandemie hat auch zu einer Arbeitsmarkt-, Sozial- und Wirtschaftskrise geführt. Nun scheint sich die Lage am Arbeitsmarkt zu entspannen – eine gute Nachricht. Denn Integration wird durch Erwerbsarbeit deutlich erleichtert. Neben einem geregelten Einkommen spielen dabei auch die am Arbeitsplatz geknüpften sozialen Kontakte eine wichtige Rolle. Allerdings sind noch immer deutlich zu viele Menschen ohne Beschäftigung und damals wie heute sind Menschen mit Migrationsgeschichte besonders stark von Arbeitslosigkeit und damit auch von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen.

Sorgen bereitet insbesondere die nach wie vor sehr hohe Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Sie ist seit der Finanzkrise 2008 stark gestiegen. Nun droht sie sich bei rund 160.000 und damit fast der Hälfte der in Österreich arbeitslos gemeldeten Personen zu verfestigen. Viele langzeitbeschäftigungslose Menschen und deren Familien sind stark von Armut und damit unmittelbar auch von sozialer Ausgrenzung bedroht.

Die aktuelle Debatte über eine Arbeitsmarktreform ist eine Chance, sich dieser Gruppe besonders zu widmen. Dabei geht es einerseits darum, die Arbeitslosenversicherung armutsfester zu machen, anderseits darum, passende Angebote zu entwickeln, um auch langzeitbeschäftigungslose Menschen wieder verstärkt in Erwerbsarbeit zu integrieren.

Hier sind qualitätsvolle Aus- und Weiterbildung und entsprechende, den Lebensunterhalt absichernde finanzielle Unterstützungen gefragt. Schließlich können bessere Beratung und Betreuung und öffentliche Arbeitsplatzförderungen wie das Programm „Sprungbrett“ wertvolle Beiträge liefern. Um Menschen mit multiplen Vermittlungshindernissen wieder in Richtung Erwerbsarbeit zu bringen, müssen wir unbedingt den Ausbau von Arbeitsplätzen in sozialen Unternehmen vorantreiben und mit ökologischer Beschäftigung verbinden. Aber auch Bereiche, in denen Corona gezeigt hat, dass es deutlichen Mehrbedarf gibt, von der Gesundheit über die Bildung bis zur Pflege, bieten viel Beschäftigungspotenzial.

Eines ist jedenfalls klar: Hohe Langzeitbeschäftigungslosigkeit kommt die Betroffenen, aber auch uns als Gesellschaft am teuersten zu stehen. Angesichts aktueller Herausforderungen, allen voran die nicht mehr aufschiebbaren Maßnahmen gegen die Klimakrise, gibt es genug zu tun – und damit auch genug gute Arbeit für wirklich alle Menschen.

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Dr.in Gaby Schaunig (SPÖ)

Landeshauptmann-Stellvertreterin und Landesreferentin für Arbeit, Kärnten

Der Arbeitsmarkt hat sich nach den Corona-Lockdowns gut erholt. So verzeichnen wir in Kärnten beispielsweise seit Juni Beschäftigungsrekorde, die das Vorkrisenniveau überschreiten. Bessere Voraussetzungen für die Arbeitsmarktintegration marginalisierter Gruppen gibt es nicht. Außerdem war die Zeit von Corona geprägt von Qualifizierung, die online stattgefunden hat. Viele MigrantInnen haben die Chance genutzt und ihre Sprachkenntnisse sowie ihre beruflichen Fähig- und Fertigkeiten aktiv verbessert. Sie alle sind gefragte Arbeitskräfte und erhöhen die dringend benötigte Diversität. Denn eine globalisierte Welt erfordert nicht nur Mehrsprachigkeit und Vielfalt. Vielmehr braucht eine zukunftsfähige Gesellschaft Diversität, um Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln, die einen nachhaltigen Mehrwert für alle bereithalten. Nur wer integriert, statt auszuschließen, kann fortschrittlich, langfristig erfolgreich, mehrheits- und gesellschaftsfähig bleiben. Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft der Zukunft brauchen Diversität und eine Gleichstellung entlang aller Diskriminierungsfaktoren.

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Gottfried Waldhäusl (FPÖ)

Landesrat für Integration und Veranstaltungswesen, Niederösterreich

Wenn es um gelungene Integration geht, sind für mich drei Bereiche wesentlich: Zum einen müssen die betroffenen Personen einen hohen Grad an Integrationsbereitschaft mitbringen und auch an den Tag legen. Zudem müssen sie dazu bereit sein, die deutsche Sprache zu lernen. Zum anderen sind Ausbildung und Arbeitswille notwendig, um sich in bestehenden Systemen zurechtzufinden. Integration mit Hausverstand kann definitiv nur so funktionieren!

Besonders durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde und wird es immer noch mehr als deutlich, dass der heimische Arbeitsmarkt händeringend auf der Suche nach arbeitswilligen und fleißigen Mitarbeitern ist. Dem standen im Vorjahr 31.500 arbeitslose Asylberechtigte gegenüber. Die Situation am Arbeitsmarkt eröffnet nun allen Betroffenen die optimale Gelegenheit, tätig zu werden. Dadurch kann Integration wie von selbst funktionieren und die betroffenen Menschen würden dadurch auch eine entsprechende Dankbarkeit für die Hilfeleistungen, die sie in den schwierigen Zeiten der Flucht vor Krieg und Verfolgung durch unser Land erhalten haben, zeigen.

In Niederösterreich verfolge ich als zuständiger Landesrat das Credo „Integrationsmaßnahmen erst dann, wenn eine entsprechende Bleibewahrscheinlichkeit gegeben ist“. Davor und mit dem Status des Asylwerbers erhält ohnehin jede Person, welche die niederösterreichische Grundversorgung beanspruchen darf, gleich zu Beginn die sogenannten „10 Gebote der Integration“ ausgehändigt, die als persönlicher Leitfaden dienen sollen. Diese besagen etwa: „Du sollst die österreichischen Gesetze befolgen!“ „Du sollst Österreich gegenüber Dankbarkeit leben!“ „Du sollst die geltende Religionsfreiheit achten!“ „Du sollst für die Dauer deines Aufenthalts Eigenverantwortung tragen!“ „Du sollst dich und die Erziehung deiner Kinder an österreichischen Werten orientieren!“ Und selbstredend: „Du sollst die deutsche Sprache lernen!“ Wer nach diesen Geboten lebt, geht von Anfang an Problemen aus dem Weg und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer erfolgreichen Integration.

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MR Mag. Michael Girardi

stellvertretender Sektionsleiter und Abteilungsleiter in Vertretung des Bundeskanzleramtes sowie der Bundesministerin für Familie, Frauen, Jugend und Integration

Seit bald zwei Jahren prägt die Coronakrise unser aller Leben maßgeblich und verlangt uns enorm viel ab. Auch für die Integration stellt die Pandemie eine große Herausforderung dar. Der persönliche Austausch, der die Basis für erfolgreiche Integration bildet, war aufgrund der notwendigen Kontaktbeschränkungen vielfach nicht möglich. Zusätzlich dazu hat sich die Verunsicherung vieler Menschen in Österreich verstärkt.

Doch Krisen bergen auch Chancen, als Gesellschaft enger zusammenzurücken und zu wachsen. Um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie abzufedern, hat die Bundesregierung einen Comeback-Plan erarbeitet, um gemeinsam positive Zukunftsperspektiven zu schaffen. So sollen zum Beispiel Sprachdefizite durch (Nach-)Qualifizierung kein Hindernis für den Eintritt in den Arbeitsmarkt darstellen. Insofern erweisen sich die neben den allgemeinen Deutschkursen seitens des Österreichischen Integrationsfonds angebotenen branchenspezifischen Sprachkurse als eine zielorientierte Maßnahme, um mit Blick auf eine spätere berufliche Tätigkeit spezifische Sprachkenntnisse zu vermitteln.

Ziel der Integrationsbemühungen auf Bundesebene ist es, die Selbsterhaltungsfähigkeit von Migrantinnen und Migranten zu fördern. Dazu braucht es auf der einen Seite Kursangebote und Maßnahmen, auf der anderen Seite müssen zugewanderte Menschen die vorhandenen Angebote auch tatsächlich annehmen.

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Robert Hergovich

Abgeordneter zum Burgenländischen Landtag, SPÖ-Klubobmann im Burgenländischen Landtag

Jede Krise ist eine Chance: Was wie eine banale Floskel klingt, hat uns die Pandemie nun deutlich gelehrt. Die COVID-19-Krise und ihre Folgen haben wesentliche Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Was einst wie eine Gesundheitskrise schien, ist zu einer globalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise mutiert. Was tun in solch schwierigen Zeiten? Investieren! Wir haben im Burgenland rasch Maßnahmen gesetzt, um etwa den gebeutelten Tourismus bestmöglich zu unterstützen. Wir haben mit dem „Burgenland Bonusticket“ – einer Ermäßigung von 75 Euro pro Vollzahler ab drei Nächtigungen – Erfolgsgeschichte geschrieben. Zudem haben uns Hoteliers in vielen Gesprächen erzählt, dass sie die leere Zeit auch selbst für Investitionen genutzt haben. Wer wagt es schon, sein Haus für kleinere oder größere Umbauten komplett zu schließen? Auch sie haben die Krise als Chance genutzt und dementsprechend Geld in die Hand genommen.

Es mag paradox klingen, dass man gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten mehr Geld in die Hand nimmt, aber nur so können wir alles am Laufen halten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, stärker denn je aus der Krise hervorzugehen, und haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, das 56 Einzelpunkte in sämtlichen Bereichen umfasst: von der Wirtschaftsförderung bis zur E-Mobilität, von der Alleinerziehendenförderung bis zum Solidaritätsfonds für Kinder und Jugendliche, vom Bonusticket bis zum Kulturgutschein.

Es ist unsere Pflicht, in unserem Wirkungsbereich alles zu tun, um den Menschen wieder Perspektiven und Hoffnung zu geben. Gemeinsam schaffen wir es, stärker denn je aus der Krise hervorzugehen.

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Mag.a (FH) Tanja Wehsely

Mag.a (FH) Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien

Die Lockdowns der Pandemiezeit haben zu zahlreichen Schließungen und Produktionskürzungen geführt, welche die migrantischen Arbeitskräfte hart getroffen haben. Während die Arbeitslosenquote unter den österreichischen StaatsbürgerInnen im Jahr 2020 von 7,4% auf 9,9% angestiegen ist, hat sich dieser Wert unter den AusländerInnen von 10,8% auf 15,3% erhöht. Bemerkenswert sind die Schwankungen bei der Erwerbsquote von Frauen, die in der Pandemie mit der Last der Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit konfrontiert waren und sind. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der geschlechtlichen Diskriminierung hat für uns oberste Priorität. Dennoch müssen wir auch den Umbrüchen am Arbeitsmarkt Rechnung tragen und mehr auf die digitale und sprachliche Qualifikation der Menschen setzen.

Menschen, die in transregionalen Räumen arbeiten, sind von den welt- und europaweit gesetzten Maßnahmen stark betroffen. Insbesondere MitarbeiterInnen im Pflegebereich und Saisonarbeitskräfte werden oft daran gehindert, ihrer Arbeit nachzugehen. Ein fehlendes EU-weites Coronavirus-Bekämpfungs- und Mobilitätskonzept hat vor Augen geführt, wie stark der Pflege- und Gesundheitsbereich unter den Folgen der Pandemie leidet.

Besonders armutsbetroffene Bevölkerungsgruppen, darunter Kinder und Kinder aus MigrantInnen-Familien, die nicht über ausreichende technologische Ressourcen und Deutschkenntnisse verfügen, sind von den neuen digitalen Möglichkeiten weitgehend ausgeschlossen. Dieser Umstand verursacht eine Chancenungleichheit und versperrt der nächsten Generation den Weg zu guten Jobs. Das muss erkannt und beseitigt werden.

Eine Möglichkeit zur Bekämpfung dieses Missstandes ist die Kindergrundsicherung, die es in das Regierungsprogramm der neuen Ampelkoalition in Deutschland geschafft hat. Eine weitere ist ein Bekenntnis zur Diversität. Wir bekennen uns zu dieser Vielfalt in unserer Gesellschaft. Wir sind ein diverses und mehrsprachiges Unternehmen mit Frauenpower, das in den Unterschieden seiner MitarbeiterInnen eine Stärke sieht und sie in ihre Alltagsarbeit einbaut.

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Mag. Marco Tittler

Vorarlberger Landesrat für Wirtschaft, ÖVP

Vorarlberg ist eine der stärksten Wirtschaftsregionen Europas und das dynamische Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre hat zur Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze beigetragen. Dieser langfristige Trend wird durch die Pandemie zwar gebremst, jedoch nicht gebrochen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Es braucht daher eine Mobilisierung des gesamten Arbeitskräftepotenzials. Die Gruppe jener Menschen, die aus dem Ausland nach Vorarlberg gekommen oder bereits hier aufgewachsen sind, ist dabei von großer Bedeutung.

Um auf dem Arbeitsmarkt auch entsprechend Fuß zu fassen, spielen individuelle, aber auch strukturelle Faktoren wie die Rahmenbedingungen im Betrieb und am Wohnort eine Rolle. Durch die Förderung der Bildungskarrieren junger Migrantinnen und Migranten können zudem die Chancen für eine spätere erfolgreiche Arbeitsmarktintegration optimiert werden.

Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und braucht demzufolge das Engagement aller Beteiligten, um funktionieren zu können. Akzeptanz, der Abbau von Vorurteilen und Vielfalt als ein Mehrwert werden meist dort erkannt, wo gemeinsame Aufgaben und Ziele im Vordergrund stehen. Das betrifft das ehrenamtliche Engagement ebenso wie gemeinsame Aktivitäten in Sport- und Kulturvereinen und insbesondere auch das gemeinsame Arbeiten im Betrieb.

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Wolfgang Tonninger

Obmann von fairMATCHING

Provokativ formuliert könnte man sagen, dass die Corona-Pandemie wenig Neues zutage gebracht hat, dass sie aber bereits bestehende gesellschaftliche Tendenzen wie durch ein Brennglas gebündelt und weiter zugespitzt hat. Das heißt auch, dass sich für Menschen, die schon vor der Pandemie nahe an prekären sozialen Verhältnissen gelebt haben, dieser Abstand weiter verringert hat. Wenn Menschen den Anschluss verlieren, entstehen Parallelgesellschaften – das wissen wir.

Wir wissen aber auch, dass jede Form von gesellschaftlicher Teilhabe der Bildung dieser Parallelgesellschaften entgegenwirkt. Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen, die wir in den vergangenen fünf Jahren bei fairMATCHING in der Begleitung von Geflüchteten in die Arbeitswelt gesammelt haben, haben wir unsere matchBOX entwickelt – eine partizipative, dialogische und experimentelle Plattform, mit der wir versuchen, die Kluft zwischen ökonomischer und sozialer Teilhabe zu schließen. Wir träumen von Vielfalt jenseits sozialromantischer Verklärung. Wir arbeiten mit den Spannungen, die vorhanden sind, und vertrauen auf die Reibungswärme, die entsteht, wenn Menschen einander auf Augenhöhe begegnen – auch, weil wir von führenden Systemtheoretikern wie Peter Kruse gelernt haben, dass harmonische Systeme dumme Systeme sind und Innovation nur dort gedeiht, wo mit Differenzen kreativ umgegangen wird.

Die matchBOX als Raum, in dem sich soziale und ökonomische Innovationen die Hand geben, kann nur dann funktionieren, wenn wir ihn gemeinsam denken und gemeinsam gestalten – Einheimische und Newcomer Hand in Hand, von Anfang an. Darum geht es, wenn wir von Partizipation und Teilhabe sprechen.

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Christian Gantner (ÖVP)

Landesrat Vorarlberg

Arbeitsmarkt nach Corona – Chancen und Potenziale in Vorarlberg

Wir sind bei der Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten und ihren Nachkommen in Vorarlberg auf einem guten Weg.

Auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ist ein wichtiger Teil des Integrationsprozesses, basierend auf dem 2010 im Vorarlberger Landtag einstimmig beschlossenen Integrationsleitbild „Gemeinsam Zukunft gestalten“.

Dabei spielen individuelle, aber auch strukturelle Faktoren eine entscheidende Rolle.

Im Wettbewerb um die besten Köpfe aus dem In- und Ausland geht es nicht nur um die reine Arbeitskraft, sondern auch um die Rahmenbedingungen im Betrieb und am Wohnort.

Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und unsere integrativen sozialen Netzwerke – zwischen Aufnahmegesellschaft und Zugewanderten – vor Ort in den Vorarlberger Städten und Gemeinden spielen auch bei der Arbeitsmarktintegration sowie beim Zusammenleben in Vielfalt eine bedeutende Rolle.

Basierend auf bisher Erreichtem wird Vorarlberg laufend als attraktiver Arbeits-, Wirtschafts- und Lebensraum weiterentwickelt und es wird gerade jetzt aus der COVID-19-Pandemie heraus der Aufschwung vorangetrieben.

Dazu braucht es die Mobilisierung des vollen Arbeitskräftepotenzials – auch das jener Menschen, die aus dem Ausland nach Vorarlberg kommen oder bereits hier aufgewachsen sind.

Neuzugewanderte bringen ihre Qualifikationen und Berufserfahrungen nach Vorarlberg mit. Diese gilt es, mittels eines Kompetenzchecks zu erfassen und anzuerkennen.

Mit Blick auf den Fachkräftebedarf könnten diese Fähigkeiten, ergänzt durch Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen, zu einer Win-win-Situation sowohl für die einzelne Person als auch für die Vorarlberger Gesellschaft gemacht werden.

Im Rahmen der „Beschäftigungsgarantie für Jugendliche“ werden in Vorarlberg speziell auch die Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt und anhand einer Vielzahl von Angeboten (z.B. Berufsorientierung, Talente-Check, Lehrlingsnetzwerk) über die duale Ausbildung/Lehre oder eine schulische Fachausbildung die Fachkräfte von morgen gewonnen.

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Ondine Delavelle, MA

Head of Integration Unit, International Organization for Migration (IOM)

MigrantInnen stehen am Arbeitsmarkt einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Sie sind etwa öfter gezwungen, prekäre Arbeitsverhältnisse einzugehen, und vermehrt von Arbeitsausbeutung betroffen. Zudem sind MigrantInnen häufiger mit Barrieren wie fehlenden Sprachkenntnissen und Netzwerken, einem mangelnden Zugang zu Informationen und Rechten, Dequalifizierung oder Diskriminierung konfrontiert. Laut einer Studie der Arbeiterkammer machen in Österreich Personen mit (insbesondere sichtbarem) Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt häufiger Diskriminierungserfahrungen als Personen ohne Migrationshintergrund. 

Die COVID-19-Pandemie hat bestehende Ungleichheiten und Herausforderungen am Arbeitsmarkt offenbart und zum Teil verschärft. Aktuelle Eurostat-Daten zeigen, dass die Erwerbsquote 2020 bei weiblichen Drittstaatsangehörigen in Österreich um vier Prozentpunkte zurückgegangen ist, während sie bei anderen Gruppen nur um etwa einen Prozentpunkt gesunken ist. Gleichzeitig hat die Pandemie verdeutlicht, dass MigrantInnen häufig in systemrelevanten Berufen tätig sind, aber auch den Mangel an Arbeitskräften in bestimmten Branchen verstärkt. Diese Entwicklungen weisen sowohl auf die hohe Komplexität der Thematik als auch auf die zentrale Rolle von (Arbeits-)Mobilität von MigrantInnen für den österreichischen Arbeitsmarkt hin. 

Dementsprechend wichtig sind innovative und effektive Maßnahmen sowie flexible Lösungsansätze in Bezug auf Arbeitsmigration, die auf die Auswirkungen der Coronakrise reagieren und dabei einen ganzheitlichen Ansatz unter Einbezug aller AkteurInnen verfolgen. 

Dabei ist es notwendig, die spezifischen Bedürfnisse und Vulnerabilitäten unterschiedlicher Gruppen von MigrantInnen zu berücksichtigen. Zudem braucht es eine gesamtgesellschaftliche Gestaltung von Integration.